1 Soziale Hängematte

Sehnsuchtsort. Leider ist man selber nie dort, sondern prinzipiell immer nur die anderen. Am liebsten gerade diejenigen, die eine Stufe unter einem stehen. Dient auch vorzüglich dazu, die Ärmeren reich zu rechnen. (vgl. Kapitel Gefühle und Armut)

 

2 Wirtschaftsstandort stärken

Klingt gut, ist aber ein gesamtwirtschaftliches Problem, wenn alle gleichzeitig Exportweltmeister in Europa werden wollen. Irgend-wer muss die Sachen auch kaufen und importieren. Der Standortnationalismus wird auch gerne eingesetzt, um Löhne und soziale Sicherung zu senken. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

3 Sozialstaat modernisieren

Ist notwendig, kann aber alles heißen. Muss man genau hinhören und nachfragen, was wirklich gemeint ist. Wird oft verwendet, um Systeme schlecht zu reden. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

4 Treffsicherheit verbessern

Ist wie bei einem guten Thriller: alles anders als es scheint. Mündet immer in Kürzungen bei den untersten Einkommen. (vgl. Kapitel Armut und Interview Alois Guger)

 

5 Man kann nicht mehr ausgeben, als man einnimmt

Ist vernünftig zu Hause. In der Volkswirtschaft nicht unbedingt. Wird oft verwendet um Kürzungen im Sozialbereich zu argumentieren und gleichzeitig einen möglichen Beitrag höherer Einkommen zu verhindern. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

6 Mehr Eigenverantwortung

Heißt übersetzt meist Selbstbehalte. Oder weniger solidarische Absicherung bei Krankheit oder Alter. Schade eigentlich: Im Sinne von stärkerer Selbstwirksamkeit, mehr Handlungsspielräumen, Verwirklichungschancen und Mitbestimmung wäre es dringend notwendig. (vgl. Kapitel Gesundheit, Gefühle, Pension und Pflege)

 

7 Chancengleichheit

Ist Voraussetzung. Man muss Dinge aber nicht nur können, sondern auch die Möglichkeit dazu haben. Ausbildung nützt wenig, wenn es keine Jobs gibt. (vgl. Kapitel Bildung und Gefühle)

 

8 Bürokratie abbauen

Ist gut. Vorsicht, wenn „Bürokratie“ gesagt wird, aber in Wirklichkeit Kürzungen bei sozialen Leistungen erfolgen. Streichung von Anlaufstellen am Land kann unter „weniger Bürokratie“ laufen, in Wahrheit aber Zugang von Hilfesuchenden zu Beratungsstellen verschlechtern.

 

9 Missbrauch bekämpfen

Geheimwaffe von jenen, die soziale Netze zerstören wollen. Wird stets bei den unteren zehn Prozent der Gesellschaft scharf gemacht. Oft wird die Formulierung verwendet, ohne entsprechende Fakten zu liefern. (vgl. Kapitel Verteilung und Gefühle)

 

10 Aufopfernde Pflege

Es muss nicht sein, dass man sich selbst opfert. Gute Pflege und Betreuung lebt von Entlastung der Angehörigen und professioneller Unterstützung im Alltag. (vgl. Kapitel Pflege)

 

11 Leistung honorieren

Wer leistet mehr für die Gesellschaft: ein Manager oder eine Krankenschwester? Wird oft verwendet, um Lohngefälle zu rechtfertigen.

(vgl. Kapitel Verteilung)

 

12 Abgabenquote senken

Heißt übersetzt: Die persönlichen Abgaben für Selbstbehalte, indirekte Steuern und Privatvorsorge wachsen rasant an. Länder mit höheren Abgabenquoten haben auch mehr Wohlstand.

(vgl Kapitel Verteilung, Armut, Wohnen und Pflege)

 

13 Kassasturz

Signalwort nach Millionenaufträgen für Berater. Kann auch als verbale Waffe eingesetzt werden: gegen alles, was mit sozialen Randgruppen und kritischen Sektoren der Zivilgesellschaft zu tun hat. (vgl. Kapitel Gefühle, Verteilung und Armut)

 

14 System ist wenig effizient, intransparent und teuer

Klingt nach mehr Transparenz, wird aber oft nicht konsequent umgesetzt und suggeriert dann nur, dass Geld verschwendet wird. Effzienz und hohe Kosten bedeuten noch nicht, dass etwas sinnlos ist. Sonst wäre auch die Feuerwehr ineffzient. (vgl. Kapitel Gesundheit)

 

15 Gesundheitsausgaben explodieren

Stimmt nicht: Anteil am Wirtschaftswachstum ist in den vergangenen 25 Jahren nahezu konstant geblieben. Wenn Defizite steigen, kann das auch daran liegen, dass Einnahmen sinken.

 

16 Pensionen sind nicht mehr finanzierbar

Stimmt nicht: Wichtig ist nicht nur die Zahl jener, die Pensionen zahlen, sondern auch die Produktivität und die ist gestiegen. Es braucht aber andere Finanzierungsmodelle. (vgl. Kapitel Pensionen)

 

17 Flexible Arbeitszeiten

Kann vieles bedeuten. Weniger oder mehr Selbstbestimmung, weniger oder mehr Prekarität, weniger oder mehr Lohn. Genau hinschauen. Bedeutet oft geringere Abgeltung für geleistete Überstunden. (vgl. Kapitel Arbeit)

 

18 Noch nie eingezahlt

Verengter Gerechtigkeitsbegriff, schadet allen – auch Kinder zahlen nicht ein. Menschen in sozialer Not werden von Bedarfs- und Teilhabegerechtigkeit ausgeschlossen. (vgl. Kapitel Verteilung, Gefühle)

 

19 Schuldenrucksack

Die Volkswirtschaft als Gesamtes ist nicht überschuldet. Den Staatsschulden (280 Mrd. €), die scheinbar alle belasten, steht wesentlich mehr an Vermögen (1.410 Mrd.) gegenüber. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

20 Ausgeglichener Staatshaushalt

vgl. Punkt 5: Wird oft verwendet um Kürzungen im Sozialbereich zu argumentieren und gleichzeitig möglichen Beitrag höherer Einkommen zu verhindern. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

21 Ein Bekannter hat gehört, da hat mir jemand gesagt

Anekdoten zwischen Schimpftratsch, Wahrheit und Lüge. Schwer nachzuprüfen. Oft Umlegung von Einzelfällen auf das Gesamtsystem.

 

22 Das wird man ja noch sagen dürfen

Rechtfertigung für alles und jedes.

 

23 Mittelschicht

Wird missbraucht, um wahre Verhältnisse zu verschleiern. Fragt man Reiche, zählen sie sich genauso zur Mittelschicht, wie Ärmere. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

24 Schlanker Staat

Bedeutet Systeme auszuhungern. Meint eigentlich „mager“, was nicht mehr so sexy klingt. Einen „Hunger-Staat“ können sich nur die „Satten“ leisten. (vgl. Kapitel Verteilung)

 

25 Vollkasko (Mentalität)

Vgl. Punkte 1 und 6.